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Die „Die neue deutsche Malerei“

Ein Großteil der Werke in den GDK zeigte traditionelle Themen wie Portraits, Landschaften, Tierbilder, Handwerker- und Bauernbilder, Stilleben und Akte. Viele Bilder waren schon lange vor 1933 gemalt worden. Die neue Kunst war also keineswegs neu: Sie war ein stilistischer und thematischer Rückgriff auf die althergebrachte, akademische Genre- oder Gattungsmalerei, die in den Jahrzehnten zuvor unter dem Eindruck der Moderne in die Kunstzentren der Provinz verdrängt worden war.

Neu hinzu kamen die Themen mit aktuellem zeitgenössischem Bezug: Kriegsdarstellungen, Industriegemälde, etwa von Hochöfen oder Großbaustellen und programmatische Malerei, in der die Partei, SA oder auch Arbeiter, Bauern und die Wehrmacht miteinander in Szene gesetzt wurden.
 
Tatsächlich neu hingegen war die Aufgabe, die der Malerei von der NS-Ideologie zugedacht war. 1941 schreibt Fritz Alexander Kaufmann in „Die neue deutsche Malerei“:
 
„ ... man muß einsehen, daß es ein anderes ist, ob z. B. ein Bauer rein beiläufig um bestimmter künstlerischer Wirkungen willen zum Motiv wird, oder ob w i r ihn malen  mit der brennenden Sorge der Landflucht in unserem Herzen, mit dem Gedanken an die Erhaltung der besten Erbmasse, an die Sicherung der Ernährungsfreiheit ( ... ). Es ist ein anderes, ob ein Kinderwagen in der Sonne bloß eines feinen Lichterspiels wegen konterfeit wird, oder ob wir die Aureole der strahlend weißen Kissen zum Ausdruck der Freude über die Geburt eines jungen deutschen Menschen und unserer Zuversicht für seine Zukunft machen.“
Das heißt, daß jedes gemalte Kind, jede gemalte Kuh nicht mehr nur ein Kind oder eine Kuh bleiben, sondern zu einem Botschafter des nationalsozialistischen Weltbildes werden sollten. Werner Rittich beschreibt diese Mission 1943 in „Deutsche Kunst der Gegenwart“:
 
„Die symbolische Handlung des Pflügens, damit zugleich die Bindung des Bauern an den Boden, hat in dem Bild „Deutsche Erde“ von Werner Peiner einen ebenbürtigen Ausdruck gefunden; sie wird in dem „Pflügenden Bauern“ von Walter Hoeck sogar ins Monumentale gesteigert und erhält hier eine Weihe, die religiöser Haltung gleichkommt.“
Folgerichtig konzentrieren sich die Darstellungen in den verschiedenen Gattungen der Malerei auf Themen, die in der NS-Ideologie von besonderer Bedeutung waren. Individuelle Züge verschwinden, es werden vermehrt Archetypen dargestellt: Der Bauer, der Soldat, der SA-Mann oder auch die Mutter und der weibliche Akt. Bei den ländlichen Themen dominierten Darstellungen das Pflügens, das Säens oder des bäuerlichen Feierabends. Landschaften bekamen Bildtitel wie „Junges Land“, „Deutscher Sommertag“ oder auch „Himmel und Erde“.
 
Nicht nur die Malerei des Nationalsozialismus, sondern beinahe die gesamte akademische Gattungsmalerei seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird heute aus der Kunstgeschichte weitgehend ausgeklammert und ist aus dem kollektiven Bildgedächnis verschwunden.